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Auf den Spuren der Klezmer-Musik verblüfft der semidokumetarische Roadtrip durch Osteuropa mit magischen Momenten, lässt aber auch Fragen offen.
Die Geschichte einer Ehe, die früh ­scheitert, aus der es aber kein Entrinnen gibt. Daniele Luchetti (»Mein Bruder ist ein Einzelkind«) treibt in seinem ­detailverliebten, raffiniert verschachtelten Drama ein Spiel mit der Erinnerung des Publikums. Trotz einnehmender Hauptdarsteller (Luigi Lo Cascio, Alba Rohrwacher) ergreift er keine ­Partei im Ehekrieg, s­ondern spürt sensibel nach, was für Konsequenzen dieser für die Kinder hat.
Episodenartig zeichnen Gabriele Voss und Christoph Hübner in ihrer Dokumentation das Bild einer Region, die sich vom größten Industriestandort Deutschlands in eine Dienstleistungs- und Kulturlandschaft verwandelt – mit allen Konsequenzen für die Menschen und die Natur in diesem 150 Jahre lang vom Bergbau geprägten Gebiet.
Mit seiner Adaption einer Erzählung des japanischen Autors Tsutomu Mizukami gelingt Regisseur Yuki Nake eine Zen-Übung in erlesenen Bildern.
Mit liebevoller Distanz und einem angenehm ironischen Blick erzählt Philippe Weibel von einer ungewöhnlichen Freundschaft zweier Menschen, die Sex Toys zusammenführen, ohne dass sie je Sex miteinander hatten.
Die frischerkorene Nobelpreisträgerin nutzt private Filme ihrer Familie als Rohmaterial, um über ihr Leben und den sozialen Kontext zu reflektieren. Als Selbstporträt und Zeitkapsel gleichermaßen faszinierend.
Ryûsuke Hamaguchi füllt das altgediente Format des Episodenfilms mit frischem, komödiantischem Elan. Drei so intrigen- wie wortreich konstruierte Kurzfilme über Sehnsucht, Verletzbarkeit und die Segnungen des Zufalls summieren sich zu einer moralischen Erzählung in der Nachfolge Eric Rohmers. Der behände Lockdown-Film, mit kleinem Budget und Stab quasi parallel zu »Drive My Car« gedreht, fungiert als dessen Gegenstück und vergnügliche Ergänzung – und bekräftigt Hamaguchis Ruf, einer der aufregendsten Schauspieler-Regisseure der Gegenwart zu sein.
Im Rückgriff auf bislang unveröffentlichte Archivfilme orientiert David Teboul sich in seinem formal beeindruckenden Dokumentarfilm an Freuds Biographie, um dabei das psychoanalytische Denkens zu vernachlässigen.
In einer mitreißend montierten Mischung aus Poem und Essay vereint der Film spektakuläre Bilder von sechs Kontinenten, die allesamt um Flüsse und unser Verhältnis zu ihnen kreisen. Allerdings neigt schon die Musikauswahl stellenweise zum allzu dicken Auftrag; eine Narration voller Gemeinplätze und Weisheiten fürs Poesiealbum schmälert die Wirkung leider noch mehr.
Die soziale Spaltung Frankreich lässt den altgedienten Utopisten Robert Guédiguian nicht ruhen. Nicht einmal der familiäre Zusammenhalt kann der Entsolidarisierung mehr trotzen. Sein bewährtes Darstellerensemble (Ariane Acaride, Gérard Meylan, Jean-Pierre Daroussin, Anais Demoustier) verleiht den Figuren Würde und Ambivalenz. Ein leises Pendant zum Aufruhr, den die Gentrifizierung in Spielbergs »West Side Story« auslöst.